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Geldpolitische Herausforderungen 2023: Mehr Besonnenheit gefragt: Die Reaktion der EZB auf die Preisschocks 2022

Die EZB hat auf die durch Preisschocks und Lieferengpässe geprägte hohe Inflation nicht zögerlich, sondern zunächst mit Bedacht und dann sehr stark reagiert. Zwischen der Inflation im Euroraum und in den USA bestehen deutliche Unterschiede. Anders als im Euroraum war die Wirtschaft in den USA vor der Pandemie robust, die Arbeitslosenquote hatte 2019 historische Tiefststände erreicht und der Leitzins war deutlich positiv. In der Erholungsphase der Pandemie hat die hohe gesamtwirtschaftliche Nachfrage in den USA die globale Teuerung verstärkt, während der Euroraum die massiven Folgen des Ukraine­kriegs zu verkraften hatte. Preisschocks begründen für sich genommen keine Persistenz der Inflation. Mittlerweile ist die EZB allerdings insofern in einer schwierigen Lage, als die aktuellen Lohnsteigerungen nicht mehr mit dem Inflationsziel vereinbar sind. Dennoch ist eine geldpolitische Restriktion wegen der Komplexität und Stärke der Schocks einerseits und der relativ moderaten Lohnreaktion anderseits nicht erforderlich. Sinkende Energiepreise und abschmelzende Gewinne in Bereichen mit sich entschärfenden Engpässen dürften das bisher abzusehende leichte Überschießen der Löhne kompensieren. Damit zeichnet sich keine Verfestigung der Inflation ab, zumal die Inflationserwartungen unserer Analyse zufolge verankert sind. Die Risiken einer zu restriktiven Geldpolitik sind erheblich und sie bremst zudem kapitalintensive transformative Investitionen und damit die erforderliche Dekarbonisierung der Wirtschaft.

Quelle

Tober, Silke; Theobald, Thomas: Mehr Besonnenheit gefragt: Die Reaktion der EZB auf die Preisschocks 2022
IMK Report, Düsseldorf, 18 Seiten

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