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Ein Vergleich wirtschaftspolitischer Strategien mit und ohne Mindestlohn: Frankreich: Ein Vorbild für Deutschland?

In the discussion about minimum wages in Germany it is often suggested that the French labour market is characterised by high unemployment and job losses due to high minimum wages. But this opinion is not confirmed by an in depth analysis. Since the start of the monetary union economic growth in France has been higher than in Germany, while the French wage share has remained stable and no harsh reforms in the welfare system where implemented. France exhibits stronger employment growth and higher reduction of unemployment. This is mainly the result of different growth strategies. While France focused on stabilising internal demand, Germany was promoting export growth and international competitiveness through wage moderation. A stable income distribution supported the dynamic internal demand in France. The successful combination of minimum wage, working time reduction and wage subsidies for low-paid workers shows that job creation need not be accompanied by wage moderation.

In Deutschland wird im Kontext der Diskussion um Mindestlöhne häufig der Eindruck erweckt, dass die französische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wegen zu hoher Mindestlöhne von Arbeitslosigkeit und Jobverlusten gekennzeichnet sei. Untersucht man jedoch die französische Wirtschaftsentwicklung genauer, lässt sich dieses Urteil nicht halten. Denn Frankreich hat es geschafft, trotz oder wegen einer stabilen Lohnentwicklung und ohne drastische Einschnitte in die sozialen Sicherungssysteme seit Beginn der Wahrungsunion insgesamt stärker zu wachsen als Deutschland. Im Ergebnis war der Zuwachs an Beschäftigung größer und der Rückgang der Arbeitslosigkeit kräftiger. Dies ist auf unterschiedliche wirtschaftspolitische Strategien zurückzuführen. Während in Frankreich viel Wert auf den Erhalt einer binnenwirtschaftlichen Dynamik gelegt wurde, stand für die Wirtschaftspolitik in Deutschland immer im Vordergrund, die Exportperformance mittels erhöhter Wettbewerbsfähigkeit durch Lohnmoderation zu verbessern. Die dynamischere Binnennachfrage in Frankreich wurde durch eine gleichmäßigere Verteilung der Einkommen als in Deutschland unterstützt. Dies wurde durch einen Mindestlohn und eine ausgeprägte allgemeine Arbeitszeitverkürzung bei einer staatlichen Flankierung durch Kombilöhne erreicht. Die bessere Performance Frankreichs zeigt, dass Beschäftigungsaufbau nicht mit Lohnmoderation einhergehen muss.

Quelle

Horn, Gustav A.; Joebges, Heike; Logeay, Camille; Sturn, Simon: Frankreich: Ein Vorbild für Deutschland?
IMK Report, Düsseldorf, 25 Seiten

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