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Systemrelevant Podcast: 70 Jahre Montanmitbestimmung: Ein Modell mit Zukunft

I.M.U.-Direktor Daniel Hay spricht mit IMK-Direktor Sebastian Dullien und Moderator Marco Herack über die Verabschiedung der Montanmitbestimmung vor 70 Jahren und erklärt, warum das Gesetz noch heute relevant ist.

[15.4.2021]

Die neue Folge Systemrelevant widmet sich in dieser Woche einem Kernelement des deutschen korporatistischen Wirtschaftsmodells, über das dennoch kaum jemand außerhalb von Fachkreisen Bescheid weiß: Die Unternehmensmitbestimmung im Aufsichtsrat. Anlass ist der 70. „Geburtstag“ der Montanmitbestimmung, die damals Maßstäbe bei der Beteilung der ArbeitnehmerInnen in Unternehmen gesetzt hatte.

Daniel Hay, Direktor des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) erklärt in seinem Podcast-Debüt, welche herausragende Errungenschaft das Gesetz damals hatte und welche anderen Formen der Mitbestimmung sich im Laufe der Jahre in Deutschland etabliert haben. Denn so groß der Erfolg der Gewerkschaften damals 1951 auch war, sie konnten dieses umfangreiche Modell der paritätischen Mitbestimmung nicht flächendeckend durchsetzen, erläutert Hay.

„Es war am Ende ein Kompromiss, der die Montanmitbestimmung in der Kohle & Stahl, Bergbau für die Arbeitnehmer bereitgestellt hat. Im Gegenzug verzichteten die Gewerkschaften auf die Ausdehnung dieser Vorzüge auf andere Branchen.“ Denn in einem drittelbeteiligten Aufsichtsrat und auch bei der Mitbestimmung von 1976 sei echte Gleichberechtigung leider nicht vorhanden. Doch es werde nun Zeit, hier nachzuverhandeln, fordert Hay. Dazu habe die Hans-Böckler-Stiftung in diesem "Superwahljahr“ eine Kampagne auf die Beine gestellt.

Auch IMK-Direktor Sebastian Dullien sieht die Vorteile der deutschen Mitbestimmungskultur. Diese ermöglichten eben nicht nur die Beteiligung, ein Plus an Demokratie, sondern böte auch handfeste ökonomische Vorteile für die Unternehmen. „Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die zeigen, dass mitbestimmte Unternehmen mehr investieren, stabiler sind und eine höhere Arbeitsproduktivität haben. Einer der Gründe ist, dass der Informationsaustausch in den Unternehmen besser funktioniert. Das ist ein wichtiges Stabilitätselement.“ Auch auf der volkswirtschaftlichen Ebene mache sich dies positiv bemerkbar, so Dullien: „Das korporatistische Modell funktioniert besser. Die Idee ist, dass es nicht ein reines Konfliktverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gibt, sondern dass Volkswirtschaften mit einem partnerschaftlichen Modell besser funktionieren.“

Daniel Hay wünscht sich daher zum Abschluss, dass auch mehr Startups, Familienbetriebe und etwa US-Konzerne wie Tesla diese Vorzüge entdecken.

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

Alle Folgen in der Übersicht

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