Neue Werte für die kommenden drei Monate : IMK Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko kaum gestiegen – Aussichten auf Erholung bleiben intakt
16.10.2025
Trotz starker Belastungen, insbesondere durch die amerikanische und die chinesische Wirtschaftspolitik, sind die Chancen relativ hoch, dass die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2025 leicht wächst. Das signalisiert der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 34,8 Prozent aus. Das ist zwar etwas mehr als Anfang September, damals betrug sie für die folgenden drei Monate 33,7 Prozent. Leicht erhöht hat sich auch die statistische Streuung im Indikator, die eine Verunsicherung von Wirtschaftsakteuren widerspiegelt. Die Anstiege sind aber nicht so stark, dass der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator von „gelb-rot“ auf „rot“ schalten würde. Der Indikator signalisiert damit wie im Vormonat „konjunkturelle Unsicherheit“, aber keine akute Rezessionsgefahr für die kommenden drei Monate.
„Wir haben in den letzten Wochen einige schlechte Konjunkturnachrichten gesehen, vor allem beim schwachen Export nach Übersee. Die sind natürlich relevant, aber zum Glück ist der Außenhandel nicht alles. Die Aussichten auf eine schrittweise wirtschaftliche Erholung bleiben trotz einiger Eintrübungen erhalten“, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Klar ist zwar: Auch in den kommenden Monaten kann die deutsche Wirtschaft nicht darauf hoffen, wie früher vom Export aus der Krise gezogen zu werden. Dazu dämpfen die US-Zölle sowie die aggressive Industriepolitik Chinas den Außenhandel zu stark. Aber es besteht Hoffnung auf einen binnenwirtschaftlich getriebenen Aufschwung. Mit dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz sorgt die Bundesregierung für mehr Dynamik bei den Investitionen, die vor allem 2026 wirken wird. Extrem wichtig ist jetzt, dass die Politik ihre Impulse nicht wieder konterkariert, indem sie das langsam wachsende Konsumvertrauen der Verbraucher*innen ausbremst. Zugespitzte Debatten über Kürzungen, etwa bei der sozialen Sicherung, schädigen dieses Vertrauen, und sie sind unnötig. Denn die Sozialstaatsfinanzierung ist weitaus stabiler als etwa Äußerungen des Bundeskanzlers Glauben machen“, sagt Dullien (mehr in der unten verlinkten Kurzstudie).
Die aktuelle leichte Zunahme des Rezessionsrisikos beruht in erster Linie auf realwirtschaftlichen Indikatoren, vor allem auf den Rückgängen bei Industrieproduktion und Auftragseingängen aus dem außereuropäischen Ausland, hinzu kommt, dass der ifo-Index zuletzt leicht gesunken ist. Positiver ist der Trend bei Finanzmarktindikatoren – er verhindert, dass die Rezessionswahrscheinlichkeit stärker zugenommen hat. Auch der Index für die LKW-Fahrleistung, der als Frühindikator für die Produktion gilt, wies zuletzt leicht nach oben.
In der Gesamtschau prognostiziert das IMK weiterhin ein Mini-Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Für 2026 erwarten die Konjunkturforscher*innen in ihrer aktuellen Konjunkturprognose eine spürbare Erholung und eine BIP-Zunahme um 1,4 Prozent.
Kontakt
Prof. Dr. Christian Breuer
IMK-Konjunkturexperte
Prof. Dr. Sebastian Dullien
Wissenschaftlicher Direktor IMK
Rainer Jung
Leiter Pressestelle