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IMK Forum 2016: Die Zukunft der Volkswirtschaften: Digital, flexibel und nachhaltig?

Veranstalter: IMK
Ort: Kirchensaal des Französischen Doms, Berlin
vom: 17.03.2016
bis: 17.03.2016

Programm (pdf)

Das IMK-Forum 2016 beschäftigte sich mit der Digitalisierung, Share Economy, GuteArbeit und neuen Wohlstandsmaße. Dieses sind Begrifflichkeiten mit denen derzeit vielfach die Zukunft der Volkswirtschaften beschrieben wird. Das IMK wollte wissen, ob und wenn ja welche Konsequenzen diese Tendenzen für gesamtwirtschaftlichen Analysen haben. Wie ändert sich die Arbeitswelt? Welche Beschäftigungs- und Wachstumseffekte sind zu erwarten? Welche Konsequenzen entstehen für den weltweiten Handel?

Anke Domscheit-Berg stellt fest, dass das Zusammentreffen von Neuerungen, wie erneuerbare Energien, Internet oder Sharing Economy, zur dritten Industrierevolution führe. Zurzeit befänden wir uns an der Schnittstelle von zwei Revolutionen. Eine von mehreren disruptiven Technologien stelle der 3-D Druck dar. Am Beispiel drei „gedruckter Autos“ erläuterte sie wie sich durch wenige Einzelteile und einer einfachen Montage die Produktionskosten senken lassen. Weitere Folgen wären gesunkene Markteintrittsbarrieren, Lager- und Transportkosten. Die Folgen für Arbeitsplätze wären Wegfall, Verlagerung, Veränderung von Qualifikationsprofilen und eine markante Flexibilisierung. Wobei eine neuere Erkenntnis sei, dass nicht nur Berufe, die geringe Qualifikationen erfordern, betroffen sein könnten. Das quantitative Ausmaß sei folglich eine massive Reduktion von Arbeitskräften. Folglich werden in Zukunft Arbeitslosigkeit, Völkerwanderungen, Skill-Gaps und Unsicherheiten der Gesellschaft die Herausforderungen sein. Ein möglicher Lösungsansatz hierfür sei Bildung. Schulen könnten ihren Focus mehr auf die MINT-Fächer legen und mit den neuen Technologien ausgestattet werden. Zum Schluss plädiert sie für radikale soziale Reformen, die unvermeidbar sind. Beispielsweise die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens.
PDF: https://www.boeckler.de/pdf/v_2016_03_17_domscheit_berg.pdf

Auch Prof. Dr. Kerstin Jürgens stellt fest, dass sich die Gesellschaft im Umbruch befindet. Dies werde in der öffentlichen Debatte als Industrie 4.0 bezeichnet. Allerdings sieht Prof. Jürgens die Industrierevolution als den Referenzpunkt an. Der digitale Wandel der Industrie und der Gesellschaft führe zu neuen Arbeitsformen wie Cloud- oder Crowdwork. Diese führen zu neuen Verhaltens- und Denkweisen. Sie würden beeinflussen wie wir Menschen uns selbst und auch andere Menschen sehen. Prof. Jürgens appelliert, dass auf europäischer Ebene Lösungen gefunden werden müssen. Es müsse Lösungen dafür geben, wie mit digitaler Monopolbildung (wie zum Beispiel Facebook) umgegangen wird, und auch wie der Datenschutz greifen könne. Auf nationaler Ebene stellt Prof. Jürgens die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass Arbeit weiter die Existenz sichert, und schlägt vor, Beschäftigungsreformen durchzuführen.

Als erstes betont Prof. Diefenbacher, dass der Begriff der Nachhaltigkeit keiner allgemeinen Definition folgt. Tatsächlich gäbe es viele verschiedene. Die zentrale Frage die er stellt ist, ob Nachhaltigkeit mit Wachstum vereinbar ist. Hier kristallisieren sich fünf verschiedene Meinungen heraus. Die des Mainstreams, des Green Growth, der Anhänger einer stationären Ökonomie, die Postwachstums Bewegung und die Meinung jener , die sich an differenzierten Wohlstandsindikatoren orientieren. Prof. Diefenbachers Ansatz ist hier ein nationaler Wohlfahrtsindex. Während das BIP seit 2000 steigt ist sein ein Wohlfahrtsindikator im Gegensatz dazu aufgrund hoher Umweltkosten gesunken. Die Arbeit sollte nachhaltigkeitsorientiert ausgerichtet werden mit einer anderen Verteilung von formeller und informeller Arbeit. Auch er plädiert für eine Grundsicherung. Im Hinblick auf den Außenhandel sollte sich eher die Frage gestellt werden, was wir regional/lokal erledigen können.

An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen alle Referenten teil.
Marc Schieritz von Die Zeit moderierte die Veranstaltung

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