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Sebastian Dullien, der neue wissenschaftliche Direktor des IMK, erklärt seine Überzeugungen als Forscher, seine Pläne für das IMK und seine Ratschläge an die Politik

Vier Fragen an Sebastian Dullien: Tag der progressiven Wirtschaftspolitik

Am 15. Mai findet in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem DGB der "Tag der progressiven Wirtschaftspolitik" statt. Wir haben Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK, vier Fragen zu dieser Veranstaltung gestellt.

Sebastian Dullien, am 15 Mai laden IMK, Friedrich-Ebert-Stiftung und DGB zum „Tag der progressiven Wirtschaftspolitik“. In dem Namen steckt ein ziemlich hoher Anspruch. Was bekommt man bei der Tagung zu hören, was man auf anderen Ökonomenkonferenzen nicht hört?

Wir bringen Wissenschaftler und Politik-Praktiker mit dezidiert progressiver Ausrichtung auf kleinen Panels zusammen, wo die drängenden aktuellen Fragen der Wirtschaftspolitik allgemeinverständlich diskutiert werden. Dabei können beide Seiten voneinander lernen. Lange, langweilige Frontalvorträge sind dagegen aus dem Programm gestrichen. Eine solche Konferenz gibt es sonst im deutschsprachigen Raum derzeit nicht.

Das Programm ist extrem dicht: In acht Stunden geht es um Trump und Brexit, gute Arbeit in der Digitalisierung, Rezepte für einen stabilen Euro, um öffentlichen Wohnungsbau, Migration, mehr Mitbestimmungsrechte für Arbeitnehmer, den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft – und das waren noch längst nicht alle Themen. Wie behält man da einen roten Faden?

Der Tag der progressiven Wirtschaftspolitik ist nicht so gedacht, dass man sich linear wie beim traditionellen Fernsehen einen Tag lang berieseln lässt. Vielmehr ist er so gestaltet, dass die Besucherinnen und Besucher sich ihr eigenes Programm durch die Auswahl der Panels selbst zusammenstellen kann. Der Rahmen wird durch eine Keynote von Andrea Nahles und zwei große Podiumsdiskussionen am Anfang und Ende der Konferenz gesteckt.

Es ist ein bisschen wie bei einem Menu in einem guten Restaurant: Man kann sich aussuchen, was man besonders mag – und zu Beginn bekommt man eine Einführung in die Tagesempfehlungen. Am Ende geht man hoffentlich zufrieden und bereichert nach Hause.

Neben prominenten Expertinnen und Experten aus Deutschland treten mit Adam Tooze und Ashoka Mody zwei sehr bekannte angelsächsische Ökonomen auf. Welche Rolle werden die spielen?

Bevor wir über Adam Tooze und Ashoka Mody reden, würde ich gerne auf unseren dritten angelsächsischen Gast hinweisen: Die Professorin Sheri Berman, die am Nachmittag den großen Abschlussvortrag hält. Sheri Berman ist international eine der führenden Köpfe, wenn es um das Zusammenbringen von liberaler Demokratie mit sozialen Elementen, also einer zeitgemäßen Interpretation von Sozialdemokratie geht. Wir hoffen, dass sie auch die deutsche Debatte befruchten kann.

Wir haben Sheri Berman, aber auch Adam Tooze und Ashoka Mody eingeladen, damit die Diskussion nicht in den eingefahrenen deutschen Denkmustern verharrt. Adam und Ashoka sind hier wichtig, weil sie spiegeln können, wie im Rest der Welt und gerade in den angelsächsischen Ländern die deutsche Wirtschaftspolitik wahrgenommen wird, und wie verständnislos etwa außerhalb unserer Landesgrenzen die Schuldenbremse und ein deutsches Beharren auf der „schwarzen Null“ gesehen wird. Nur zur Einordnung, damit man uns dabei nicht vorwirft, wir hätten irgendwelche linksextremen Ökonomen aus dem Ausland eingeladen: Ashoka Mody war lange Direktor für Forschung und der Europa-Abteilung beim Internationalen Währungsfonds.

Eine derartige Konferenz zu veranstalten, bedeutet einen enormen Aufwand. Was muss aus Ihrer Sicht dabei herauskommen, damit sie ein Erfolg wird?

Dies ist der erste Tag der progressiven Wirtschaftspolitik, den wir in dieser Form veranstalten. Die Konferenz ist aus meiner Sicht ein Erfolg, wenn die Berliner Szene, die sich mit Wirtschaftspolitik beschäftigt, später über das redet, was dort diskutiert wurde. Und wenn sie sagen: Das war klasse – wenn demnächst wieder einmal ein solcher Tag veranstaltet wird, muss ich da auch auf jeden Fall hin.

Der „Tag der progressiven Wirtschaftspolitik (Progamm und weitere Informationen)“ findet am Mittwoch, den 15. Mai, ab 9 Uhr in Berlin statt. Auf dieser Seite wird die Veranstaltung auch im Livestream übertragen.

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